In Deutschland gilt der Begriff der Nation als verpönt. Zumindest unter Intellektuellen, wohingegen Rechtsextreme den Begriff gern für sich reklamieren. Die unheilvolle Konjunktur des Nationsbegriffs seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, insbesondere aber seine Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten, die den Begriff völkisch interpretierten und zur Legitimation ihrer rassistischen und antisemitischen Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik nutzten, haben ihn in Deutschland in Misskredit gebracht. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen plädiert die Anglistin und Friedenspreisträgerin Aleida Assmann für die Neuerfindung einer Form der Nation, die sich als demokratisch, zivil, divers und solidarisch versteht.